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Call for papers

Call for Papers für die Ausgaben 01/2024 + 02/2024: Kulturen der Behinderung

Der Call for Papers als barrierefreies pdf

Kulturen der Behinderung – Disability Studies zwischen be_hindernden Kulturen und Crip Culture

Mit diesem Jahres-Call laden wir ein, Abstracts für die beiden Ausgaben des Jahres 2024 einzureichen.

Der erste Schwerpunkt widmet sich verschiedensten Kulturgütern und -erzeugnissen, in denen Behinderung thematisiert wird: Von literaturwissenschaftlichen Betrachtungen über Musik und Kunst bis hin zu Populär- und Konsumkultur sind alle Einreichungen willkommen, die aus der Perspektive der Disability Studies erörtern, wie und als was Behinderung in Medien/kulturellen Erzeugnissen dargestellt, (re)präsentiert, (de)konstruiert, ableistisch entwertet oder subversiv umgedeutet wird.

Der zweite Schwerpunkt liegt auf im engeren sowie im weiteren Sinne kulturwissenschaftlichen Analysen zu Behinderung, die z.B. auf Basis des kulturellen Modells von Behinderung, aus ethnologischer, ethnographischer oder kultursoziologischer, aus kulturgeschichtlicher oder auch aus kulturvergleichender, migrationssoziologischer und/oder postkolonialer Perspektive Zusammenhänge zwischen Kultur und Behinderung betrachten.

Besonders willkommen sind in diesem sehr offenen Rahmen folgende Themen:

Behinderung in digitaler Kultur und Popkultur
In den letzten Jahren sind auf populären streaming-Diensten wie Netflix einige neue Filme und Serien produziert worden, in denen Behinderung bzw. ein behinderter Hauptcharakter im Zentrum steht. Darunter zählen zum Beispiel Produktionen wie „Atypical“, „The Healing Powers of Dude“, „Wonder“ oder „Crip Camp“. Inwiefern zeichnet sich darin (k)ein neues Bild von Behinderung ab? Wie lassen sich diese popkulturellen Erzeugnisse aus einer Disability Studies-Perspektive analysieren? Welche interessanten Felder gibt es neben Filmanalysen noch? Wie lassen sich zum Beispiel Kulturen ableistischer Be_hinderung, aber auch Kulturen des Empowerments in sozialen Netzwerken beschreiben? Wie wird Behinderung in seltener erforschten Medien wie zum Beispiel Comics oder Videospielen dargestellt? Und welche Bedeutung haben diese digitalen und/oder popkulturellen Räume insgesamt für das Prägen neuer Bilder von Behinderung bzw. für das Schaffen einer anderen, weniger ableistischen Kultur?

Behinderung (be-)schreiben – Literatur, Poesie und ein Raum zum Schreiben
Neben Beiträgen aus den Literary Disability Studies sind auch Einreichungen gefragt, die sich mit dem Schreiben selbst befassen: Aus einer Disability Studies-Perspektive ist es unerlässlich, dass wir selbst ins Schreiben kommen, unsere eigenen Worte (er)finden, um ableistischen Narrativen etwas entgegenzusetzen. Zugleich ist es Teil ableistischer Unterdrückungsdynamiken, Menschen vom Schreiben und anderen selbstbestimmten Ausdrucksformen abzuhalten. In diesem Sinne ist die feministische Frage, ob man einen „Raum zum Schreiben“ hat (wie sie zum Beispiel von Adrienne Rich oder Virginia Woolf gestellt wurde), auch für den Kontext Behinderung ergiebig. Sehr gerne werden daher auch literarische/poetische Einreichungen gesehen, die Behinderung auf experimentelle, bisher unerhörte oder widerständige Art be_schreiben bzw. die Erfahrungen damit in Worte fassen.

Kulturell verankerter Ableismus
Als lohnenswertes Desiderat in den Disability Studies erscheint eine stärkere Verbindung von Theorien des Ableismus mit kulturwissenschaftlichen Betrachtungen dazu, wie bzw. in welchen Prozessen sich Ableismus kulturell sedimentiert und verfestigt — oder eben auch dazu, wie ein kultureller Wandel in Richtung einer weniger ableistischen Gesellschaft konturiert werden könnte. Auch in Beschreibungen aktivistischer Praktiken tauchen Kulturbegriffe auf – so zum Beispiel in dem zumeist als abwertende Fremdbezeichnung verwendeten Begriff der „cancel culture“. Wie lässt sich die Kultur aktivistischer Räume beschreiben? Damit verbunden ist auch die Frage nach widerständigen Räumen und Räumen des Empowerments, in denen andere Kulturen des Umgangs mit Behinderung oder sogar Gegenkulturen ausgebildet werden:

Crip Culture – Kulturen der Sorge und der Sorglosigkeit
Wo findet sich „Crip Culture“ im deutschsprachigen Raum? Welche gelebte Kultur wird mit Begriffen wie zum Beispiel „Mad Culture“ oder „Gehörlosenkultur“ verbunden? Assoziiert sind diese Räume häufig mit Konzepten des Empowerments und der wechselseitigen Sorge unter Gleichbetroffenen. Wie lässt sich diese andere Form der Sorge umeinander, die sich von paternalistischer Fürsorge abgrenzt, denken? Welche Begriffe und Verständnisse von „Gemeinschaft“ oder „community“ tauchen darin auf? Neben der Sorge sind auch Einreichungen willkommen, die sich mit Sorglosigkeit im positiven Sinne des Wortes befassen, wie z.B. dem Schaffen von Kulturräumen, in denen man sorglos und barrierefrei feiern kann und in denen Momente der „access intimacy“ (Mingus) kultiviert werden.

 

 

Einreichung

Eingeladen sind – auch aus künstlerischen & aktivistischen Kreisen Beitragsvorschläge für die verschiedenen Rubriken der ZDS (Fachbeitrag, Debattenbeitrag, Zwischenruf). Hinweise zur Manuskriptgestaltung nach Annahme des Abstracts siehe https://zds-online.org/

Wir freuen uns auf zahlreiche Einreichungen von Abstracts!

Die sechste Ausgabe der ZDS wird Mitte 2024 und die siebte Ausgabe gegen Ende 2024 erscheinen. Um das zu ermöglichen, bitten wir Sie/dich bereits bei der Einreichung von Artikelideen die folgenden Fristen zu beachten:

Einreichung Abstracts| 01.03.2023
Auswahl der Abstracts / Rückmeldung an Einreichende|01.04.2023
Einreichung des Manuskripts| 01.07.2023
Versendung der Reviews an Einreichende | 15.08.2023
Einreichung der überarbeiteten Manuskripte | 01.10.2023
Rücksendung 2. Feedback an Autor*innen | 15.11.2023
Einreichung der finalen Manuskriptversion | 31.12.2023

Die Abstracts bitte unter https://umfrage.hu-berlin.de/index.php/776513?newtest=Y&lang=de einreichen. Bei Problemen mit dem Online-Formular bitte per Mail an kontakt@zds-online.de wenden.

Mit freundlichen Grüßen vom Herausgeber*innenteam
Julia Biermann, Mai-Anh Boger, David Brehme, Petra Fuchs, Swantje Köbsell, Rebecca Maskos, Lisa Pfahl